Jungen brauchen Abenteuer

Als begeisterte Mama eines Sohnes und vor dem Hintergrund vieler Jahre Berufserfahrung traue ich mich heute, über das wichtige Thema "Jungen" zu schreiben. Das Thema liegt mir deshalb am Herzen, weil mein Sohn mir als Mama eine völlig neue und bis dahin in großen Teilen verborgene Welt eröffnet hat und weil ich den Eindruck habe, dass Jungen in unserem weiblich geprägten Bildungssystem leicht das Nachsehen haben.

 

Auch meine Schwiegermutter habe ich als 5-fache Jungenmutter mit völlig anderen Schwerpunkten erlebt, als ich das aus meiner Mädchen geprägten Umwelt kannte.


Im Umfeld einer großen Stadt, ohne Bäume zum Erklimmen, Flüsschen, an denen man Staudämme bauen kann und Schweinchen, die man mit gegärten Kirschen besoffen machen kann, ist es manchmal schwierig, Testosteron und Bewegungsdrang zu ordnen. Nach der Geburt hat ein männlicher Säugling schon so viel Testosteron im Blut wie ein 12-jähriger Junge. Ein paar Monate nach der Geburt sinkt dieser Spiegel um 80 % ab, so dass es dann erst einmal keine großen Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt.
Mit vier Jahren verdoppelt sich das männliche Hormon wieder, so dass das Interesse an körperlichen Aktivitäten und Abenteuern zunimmt. Pünktlich zur Schulreife nimmt die Konzentration des Hormons dann wieder ab. Die körperliche Herausforderung und Bewegung bleibt in dieser Zeit von essenzieller Bedeutung.

Jungen brauchen Abenteuer, an denen sie reifen und wachsen können. Dazu bedarf es Zeit und auch den einen oder anderen "Frei"- Raum.

Jungen sind in vielen Bereichen etwas später dran als Mädchen, beim Outcome als Frühgeborenes, mit der Schulreife, in der Pubertät.
Sie brauchen Zeit und hinter ihrem wilden, manchmal ungebändigtem Verhalten steckt oft sehr viel Verletzlichkeit und eine beeindruckende Kreativität.

Ich durfte als Mama eine Schulklasse mit 20 Jungen und 8 Mädchen und eine Schulklasse mit 20 Mädchen und 8 Jungen erleben. In der ersten habe ich viele Jungen beobachtet, die das weibliche Schulpersonal an ihre persönlichen Grenzen gebracht haben, in der zweiten Variante sind unverbrüchliche Freundschaften entstanden, die weit über die Schulzeit hinaus bestehen geblieben sind.

Jungen in der Masse finden vielleicht nicht immer den Kanal, auf dem sie so wertgeschätzt werden können, wie sie es verdienen würden.
In vielen Bereichen des Lebens gelten Jungen als mehr gefährdet, sei es bei Unfällen, beim Suchtrisiko oder bei Erkrankungen. Mit 15 Jahren ist das Risiko, einen Sohn zu verlieren, 3 x höher als bei einer Tochter.Um dem vorzubeugen, lohnt es sich, genauer auf die Erziehungsaufgaben von Jungeneltern zu sehen.

Drei Dinge sind laut dem australischen Familienpsychologen und Männeraktivisten Steve Biddulph bis zum 14. Lebensjahr eines Jungen besonders wichtig:

* Bis zum 6. Lebensjahr - Zuneigung, Zuneigung, Zuneigung. Nur so können Jungen lernen, Liebe zu geben. Viel miteinander sprechen und Verhaltensweisen und Bedürfnisse emphatisch spiegeln

* Ab dem 6. Lebensjahr - Zunehmendes Interesse am Mann-Sein. Der Vater sollte jetzt viel Zeit mit dem Kind verbringen. Gute Aktionen sind Drachen steigen lassen, werkeln, gemeinsam Rad fahren, zelten. Auch die Mutter spielt hier noch eine wichtige Rolle. Sie sollte präsent sein.

* Ab dem 14. Lebensjahr - Der Junge benötigt nun ein oder mehrere Mentoren, also Erwachsene, die sich für ihn interessieren und ihm die Welt Schritt für Schritt erklären. Verletzlichkeit ist Stärke, auch das sollten Jungen lernen dürfen.

Wer sich mehr mit diesem spannenden Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich das wunderbare Buch "Jungen" von Steve Biddulph und meinen neuen Kurs für Jungeneltern, den ich starten möchte. Dieser Kurs basiert auf den Büchern von Steve Biddulph und soll Zeit und Raum für Austausch geben.

 

Weitere spannende Tipps und Anregungen erhaltet Ihr in meinem Blogbeitrag: Spiegelneuronen und in vielen weiteren Blogbeiträgen. Individuelle Fragen beantworte ich gerne in meinen Beratungen und in meinen Kursen für Eltern.

 

Herzliche Grüße und viele inspirierende Momente mit den Kindern,
Margit Holtschlag

 

 

© Margit Holtschlag 2023