Kindliche Entwicklung und Anerkennung

„Ein Kind braucht nicht Anerkennung für das Erreichte, sondern dafür, dass es sich bemüht hat“

 

Remo Largo (1943-2020)

 

Seine Bücher und Statements sind mir ein treuer Begleiter. Seine Haltung zum Lernen ist heute aktueller denn je. Nach dem Tod dieses besonderen Kinderarztes und Forschers Remo Largo ist es mir ein Bedürfnis, heute ein paar Impulse aus seinen Werken aufzugreifen.

 

Remo Largo hat mehr als 30 Jahre Langzeitstudien durchgeführt, in denen er immer wieder die gleichen Kinder untersucht hat, die Ergebnisse dazu finden sich in seinen Büchern wieder.

 

Neben dem wunderbaren Nachschlagwerk Babyjahre hat er auch Kinderjahre, Schülerjahre und Jungendjahre geschrieben. All seine Bücher sind von einer tiefen, gütigen Grundhaltung geprägt.

 

Immer wieder beschreibt Remo Largo, wie unterschiedlich das Entwicklungstempo von Kindern sein kann, und dass das normal ist. In seinem Buch Kinderjahre beschreibt er z.B., wie variabel die motorische Entwicklung sein kann. So erklärt er z.B., dass 13 % aller Kinder nicht über die Schritte drehen, kreisrutschen, robben, kriechen und Vierfüßlergang zum aufrechten Gang kommen, sondern ebenso über aufsitzen, rutschen oder gar über die Brücke sowie Schlangenbewegungen. Häufig ist das sogar genetisch bedingt.

 

Zum Thema Trotz schreibt er, dass Trotzreaktionen ein Zeichen dafür sind, dass die Selbstwahrnehmung des Kindes eingesetzt hat. Am Ende des 2. Lebensjahres werden die Kinder sich ihrer selbst bewusst, ein Meilenstein in der Entwicklung. Wenn Kleinkinder erleben, dass ihrem Handeln Grenzen gesetzt sind, können sie nicht anders, als ihrer Frustration Ausdruck zu verleihen. Die Art und Weise, wie Eltern ihr Kind erziehen, beeinflusst laut Largo (Babyjahre, S. 107) die Häufigkeit der Trotzreaktionen. In meinen Kursen und Beratungen erkläre und zeige ich, wie eine gelungene Interaktion mit trotzenden und wütenden Kindern erreicht werden kann.

 

In seinem Buch Schülerjahre betont Remo Largo, wie wichtig es ist, dass ein Kind durch Lob und Zuwendung im Lernen bestärkt wird, und dass Lernstrategien nur durch ein selbstbestimmtes Lernen erworben werden können.

 

Schon 2009 hat er in dem Buch Schülerjahre (also ab 6 Jahre) festgestellt, dass Kinder über große und bislang ungenutzte Fähigkeiten verfügen, mit virtuellen Räumen umzugehen. Er stellt das digitale Lernen in Beziehung zu kindgerechten Aktivitäten wie z.B. Bewegung an der frischen Luft. Defizite durch einen digitalen Konsum entstehen seiner Meinung nach nur, wenn so viele Stunden digital verbracht werden, dass Kinder ein Wahrnehmungsdefizit in der Eigenaktivität erleiden.

 

Kinder in ihrem Aufwachsen zu begleiten, bedeutet der Orientierungspunkt für das Kind zu bleiben.

Orientierungspunkt für die Eltern können Bücher, Vorträge und Beratungen von Menschen mit einem breiten Erfahrungsspektrum sein.

 

Herzliche Grüße und viele inspirierende Momente mit den Kindern,

Margit Holtschlag

 

 

© Margit Holtschlag 2021